Beschäftigte zu Arbeitssicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zu motivieren, ist nicht immer einfach. Wenn gerade keine Pandemie ist, dann hat das Thema auch in der Organisation oft nicht den größten Stellenwert. Was braucht es also, um hier erfolgreich zu sein?
Inhalt des Artikels:
Betrieblicher Arbeits- und Gesundheitsschutz ist eine wichtige und interdisziplinäre Aufgabe. Sicherheitsfachkräfte, Arbeitsmediziner, Gesundheitsmanager und Arbeitspsychologen arbeiten daran, die Arbeitswelt sicherer und gesünder zu gestalten. Nicht selten stoßen sie dabei jedoch an Grenzen.
Viele Herausforderungen
Viel Unwissen herrscht bei Beschäftigten und Führungskräften, die sich bislang noch nicht mit diesen Themen beschäftigt haben. Vor allem das Thema psychische Belastungen, aber auch Ergonomie im Homeoffice ist ja nichts, was man in der Schule lernt. Auch haben die Mitarbeiter oft zu wenig Zeit oder es wird auch zu wenig Zeit seitens des Unternehmens in Aufklärung investiert.
⇒ Linktipp: HRweb-Artikel „Psychische Belastungen zum Thema machen“
Und selbst wenn die Mitarbeitenden grundsätzlich wissen, dass diese Themen zu ihrem eigenen Besten sind, verschwindet die Motivation oft im Alltagsstress. Hier braucht es eine Einstellungsänderung und nicht nur einen „Gesundes-Essen-Tag“ pro Woche in der Kantine. Gerade hier setzen verhältnispräventive Maßnahmen an.
⇒ Linktipp: HRweb-Artikel „Das STOP-Prinzip gegen Stressfaktoren im Büro“
Auch die Vorbildfunktion von Vorgesetzten und Geschäftsführungen ist essentiell für den Aufbau einer Gesundheits- und Sicherheitskultur! Wie ist deren Einstellung zu dem Thema? Wollen diese mitmachen? Sind sie bereit auch finanzielle Mittel zu investieren? Wenn hier nicht angesetzt wird, dann verlaufen Projekt schnell im Sand.
Insgesamt ist es eine Herausforderung alle Mitarbeitenden ins Boot zu holen neben dem normalen „Tagesgeschäft“. Gerade bei kleineren Unternehmen ist das Interesse oft enden wollend, weil es niemanden gibt, der explizit dafür zuständig ist, niemand das einfordert und weil im Alltag genug Zeitdruck da ist.
Warum sind die Fachkräfte hierbei wichtig?
Einige Präventionsexperten sehen bei dem Thema oft eine Gruppendynamik: Zuerst ist niemand daran interessiert. Wenn jedoch wichtige Multiplikatoren (wie Führungskräfte, Betriebsräte oder langjährige Beschäftigte) überzeugt sind und die Themen ernst nehmen, dann kann dies eine positive Spirale erzeugen in der gesamten Organisation.
Gerade deshalb kommt den betrieblichen Präventionsexperten eine so wichtige Rolle zu, um den Weg auszubereiten für Arbeitssicherheit und betriebliche Gesundheit.
Befragungsergebnisse
In einer großen Befragung deutschsprachiger Präventionsfachkräfte wurde unter anderem die offene Frage gestellt:
„Um im Feld der Gesundheitsförderung und Prävention erfolgreich zu arbeiten, braucht man…“
Was haben die über 100 Fachkräfte geantwortet?
Einerseits gibt’s natürlich Rahmenbedingungen, die wichtig sind wie finanzielle Ressourcen für Projekte oder eine positive Haltung des Managements gegenüber dem Thema. Dies können wir jedoch oft nicht direkt beeinflussen, deshalb lassen wir das mal außen vor.
Was sind also die Persönlichkeitseigenschaften und die Kompetenzen, die Menschen in der betrieblichen Prävention mitbringen bzw. ausbauen sollten?
Das waren die häufigsten Antworten:
- Die am häufigsten genannte Eigenschaft ist: Durchhaltevermögen! Gesundheit und eine gute Sicherheitskultur entsteht nicht von allein und schon gar nicht über Nacht. Ein langer Atem, Geduld und ein dickes Fell sind daher gefragt. Fachkräfte brauchen als neben einer guten fachlichen Ausbildung auch die intrinsische Motivation, tatsächlich etwas zum Positiven verändern zu wollen!
- Bringen Sie Herzblut und Leidenschaft mit. Wenn Sie nicht selbst von der betrieblichen Prävention überzeugt sind, dann werden Sie auch bei anderen keine Begeisterung entfachen können.
- Empathie und zuhören können sind weitere Aspekte, die essentiell sind, um in der Gesundheitsförderung und Prävention Erfolg zu haben. Man braucht ein offenes Ohr, ein echtes Interesse an anderen Menschen und die Fähigkeit beim Gegenüber Vertrauen aufzubauen. Das gelingt, indem man den Blickwinkel der anderen Personen einnimmt und die Sprache der Betroffenen spricht. So entsteht echte Wertschätzung!
- Aber ruhiges Zuhören ist nicht genug: Es braucht auch Überzeugungskraft und ein selbstbewusstes Auftreten! Authentisch, offen und seriös sind weitere Attribute, die hier genannt wurden.
- Wasser predigen und Wein trinken, das ist ein No-Go. Vor allem in der betrieblichen Gesundheitsvorsorge! Wir müssen also selbstvorleben, was wir uns für Beschäftigte wünschen: einen gesunden Lebensstil, eine gute Work-Life-Balance und Selbstfürsorge.
- Netzwerken innerhalb von Organisationen ist wichtig, um die Unterstützung durch Führungskräfte zu bekommen. Neben dieser Diplomatie braucht es auch externe Netzwerke, weil die betriebliche Prävention so komplex ist, dass „keiner alles kann“.
- Gutes, interdisziplinäres Fachwissen mit ständiger Weiterbildung ist wichtig, um überzeugend zu argumentieren und Zusammenhänge zwischen Körper und Psyche zu entdecken.
- Zu guter Letzt: Wir müssen akzeptieren, dass betriebliche Prävention nicht für alle Menschen eine Herzensangelegenheit ist. Also brauchen wir auch pragmatische Lösungen, das Feiern von erreichten Erfolgen und eine klare langfristige Vision, um andere mitzureißen!
Detailauswertungen zur Befragung gibt es demnächst auf: www.apjakl.at .
Betriebliche Prävention – Wann kommt der Erfolg?