Bis Anfang 2020 ging die Generation Z der heute 15- bis 25-Jährigenin die Geschichtsbücher als eine Generation des Überflusses ein. Den Großteil der letzten zehn Jahre verbrachten ihre Eltern in materiellem Wohlstand, ermöglichten ihnen die besten Ausbildungen und der Jobmarkt suchte händeringend nach den jungen Talenten. Mit der Corona-Krise wurde innerhalb weniger Monate die Lage völlig umgedreht. Es ist zu befürchten, dass die Millennials eine verlorene Generation sind.
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Im Studium und beim Berufseinstieg lief es für kaum eine Generation vor ihnen so komfortabel wie für die Generation Z. Viele Personalchefs hatten den Eindruck, sich bei den jungen Menschen zu bewerben und nicht umgekehrt, so viele Möglichkeiten bot ihnen der Arbeitsmarkt. Der demografische Wandel spielte ihnen in die Hände, und die Einstiegsgehälter stiegen laut meinen Gehaltsstudien zum ersten Mal seit Jahrzehnten schneller an als die Inflation.
Gleichzeitig sah sich die Generation Z nie unter besonderem Druck, beruflich außerordentlich viel leisten zu müssen. Freizeit und Work-Life-Balance spielten in vielen Job-Interviews eine große Rolle. Viele haben gelernt, dass beruflicher Aufstieg auch ohne große Anstrengung möglich ist. Die Vielzahl an Möglichkeiten führte eher zu einer FOBO, einer „Fear of a better option“ und besonderer Entscheidungsarmut.
Ausbildung und Berufschancen schwinden
Diese Generation wird nun von der Corona-Welt systematisch um ihre Ausbildung und Berufschancen gebracht. Als die heimischen Schulen und Hochschulen im März 2020 geschlossen wurden, dachten viele an eine kurze Übergangsphase von wenigen Wochen. Kein Studierender kehrte jedoch im Sommersemester 2020 in die Hörsäle zurück, denn alle Vorlesungen wurden auf Distance Learning umgestellt. Anstelle von spannenden und lebendigen Diskussionen, vielen Rollenspielen und praktischen Übungen verkamen die meisten Vorlesungen zum YouTube-Kanal.
Trotz aller Bemühungen haben bis heute die meisten Lektoren den persönlichen Draht zu ihren Studierenden völlig verloren. Statt der persönlichen Interaktion mit 20 bis 50 Studierenden ist es in den Videokonferenzen nur noch möglich, mit wenigen von ihnen ins persönliche Gespräch zu kommen. Der Rest ist für den Vortragenden nicht mehr greifbar. Schon Ende des Sommersemesters wurde verlautbart, dass auch im Wintersemester zwei Drittel des Unterrichts über Videokonferenz ablaufen würde. Die Hochschulen stehen seit Wochen leer. Ein Ende dieses Zustands ist nicht in Sicht.
Hochschulen sind seit ihrem Bestehen ein Ort des wissenschaftlichen Austauschs und ein Zuhause für Interaktion, dem Lernen miteinander und voneinander und vor allem der intensiven Diskussion und Kritik des Vortrags. An den Hochschulen entstehen neue Ideen durch die gemeinsame Energie zwischen Lehrenden und Studierenden. Es kommt zu einem befruchtenden, inspirierenden Austausch und der Entwicklung neuer, besserer Gedanken. Alle Beteiligten profitieren von dieser geistigen Begegnung.
An den Hochschulen werden seit jeher jene Netzwerke geschmiedet, die weit ins Berufsleben hinein bestehen und viele Jahrzehnte halten. Die Studentenzeit wird von vielen als die befreiteste Zeit des Lebens empfunden: Alt genug, um auf eigenen Beinen zu stehen, jung genug, um noch wenig Verantwortung zu tragen. Aus der Leichtigkeit des jugendlichen Lebens und der Inspiration in der Gruppe bildet sich allmählich die Persönlichkeit des jungen Erwachsenen. All dies scheint nunmehr für die kommenden Jahre verloren.
Deutlich höhere Jugendarbeitslosigkeit
Auch im Berufsleben ist die junge Generation besonders hart getroffen. Die Jugendarbeitslosigkeit ist erheblich angestiegen. Während sie in den letzten Jahren kontinuierlich bis auf 8,5 % sank, erreichte sie bis Juni 2020 sprunghaft bereits deutlich über 10 %. Die Zeitungen titeln: „Die Jungen verlieren in schwierigen Zeiten als Erste den Job“. Jüngere arbeiten öfter in prekären Arbeitsverhältnissen, die leicht gekündigt werden können oder einfach nicht verlängert werden. Aber selbst bei Fixanstellung müssen jüngere Mitarbeiter meist zuerst gehen, da viele Unternehmen lieber mit erfahrenen Kräften die Krise überstehen.
Klassische Studentenjobs können von den Unternehmen rasch eingespart werden. Es wird erheblich schwieriger, sich ohne Unterstützung der Eltern finanziell über Wasser zu halten. Durch die fehlende Berufserfahrung und der Erschwernis, sich über das Studium ein berufliches Netzwerk aufzubauen, wird der Berufseinstieg erheblich schwieriger. Schon bisher wurde sie die „Generation Praktikum“ genannt. Doch wie soll der Anfang der Karriere gelingen, wenn es nicht einmal mehr Praktika gibt?
Die Chancen der Jugend werden stark beschnitten
Die junge Generation erhält weder eine adäquate Ausbildung an Schulen und Hochschulen, noch kann sie sich das so wichtige berufliche Netzwerk aufbauen. Die Abstandsregeln fördern die Konformität bis ins Übermaß, und Widerspruch gegen die Maßnahmen wird unter dem Siegel der Gesundheit als Gemeingefährdung ausgelegt. Die junge Generation macht brav alles mit und lässt sich alles gefallen. Von Studentenprotesten ist nichts zu sehen. Dabei hat sie gesundheitlich nichts zu befürchten: In Österreich ist kein einziger Mensch unter 25 Jahren an Corona gestorben. Stattdessen wird ihnen die psychologische Last aufgebürdet, am Tod ihrer Großeltern verantwortlich zu sein, sollten sie sich nicht an die Regeln halten. Partys und das soziale Leben mit Freunden sind öffentlich verpönt.
Der einfache Weg, den die Generation Z bisher gegangen ist, ohne sich jemals großartig durchsetzen zu müssen, hat sie in eine Überanpassung geführt. Die öffentliche Debatte der Corona-Gegner wird nicht von jungen Menschen, sondern fast ausschließlich von Männern über 45 geführt. Die junge Generation schweigt und gehorcht. Sie wird de facto um ihre Ausbildung betrogen und leidet übermäßig stark unter der neuen Arbeitslosigkeit. Ihr schwimmen die Felle für die Zukunft davon, und sie leistet keinen Widerstand.
Die Millennials haben sich innerhalb weniger Monate von einer Generation im Überfluss mit besten Zukunftsaussichten zu einer verlorenen Generation entwickelt. Unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise haben sie übermäßig viel zu leiden. Sie wird ihrer Ausbildung, ihrer Berufschancen und ihrer persönlichen Freiheiten systematisch beraubt. Die Generation Z ist eine betrogene Generation, die sich gegen ihr Schicksal nicht wehrt.
Die Hoffnung für die Zukunft
Ein einziger Gedanke spendet Hoffnung: In der Geschichte waren die Zeiten für junge Menschen immer wieder schwierig und sie haben immer das meiste daraus gemacht. Auch für die Generation Z gilt daher, dass sie über sich hinauswachsen muss, um mit Kreativität, Anpassungsvermögen und jugendlicher Kraft ihre Chancen in einer Welt zu nutzen, die sich in den letzten Monaten so rasch verändert hat wie noch niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit.
Der Abstieg der Millennials am Arbeitsmarkt durch Covid