In einem Experten-Interview frage ich: In wie fern machte sich der covid-bedingte Einbruch in der Weiterbildungs-Branche konkret bei den Fremdsprachen-Trainings bemerkbar?
Konnte er durch virtuelle Trainings aufgefangen werden? Wie stand und steht es um die Nachfrage? Wie sehen die Zukunfts-Trends aus?
Experten-Interview
Konnten Sie eine verstärkte Nachfrage nach virtuellen Trainings wahrnehmen? Ging die Nachfrage generell zurück?
Mag. Walter Grubanovitz (Mind&more): Ich würde sagen, dass die Nachfrage nach Sprachtrainings relativ stabil geblieben ist. Neben den Befürwortern des online-Trainings gibt es selbstverständlich auch noch Kunden bzw. Teilnehmer, die ausschließlich auf Präsenzunterricht setzen wollen. Auch das ist durchaus verständlich. Gerade beim Sprachunterricht ist die Unmittelbarkeit, sind die Gestik und Mimik des Gegenübers sehr wichtig. Grundsätzlich sehen wir mit den weiteren Verlängerungen des Lockdowns und des Homeoffices eine steigende Bereitschaft und vor allem auch die Notwendigkeit zum online-Training.
Dr. Sabine Weiß (Berlitz): Beim Ausbruch der Pandemie haben noch viele Firmen und Privatpersonen zögerlich reagiert und wollten warten, bis das Präsenztraining wieder möglich wird. Im Laufe der Zeit war aber der Bedarf an Weiterbildung im Sektor Sprachen so groß, dass die meisten Firmen auf Distance Learning übergegangen sind. Inzwischen betreffen die meisten Anfragen elearning oder Distance Learning.
Insgesamt ging die Gesamtzahl der Trainings um ca. 40% zurück. Allerdings geht der Trend 2021 bereits erfreulicherweise nach oben.
Mag. Kerstin Keuschnig (SPIDI): Die aktive Nachfrage ging zwischen 50 -70 % zurück. Die Unternehmen hatten selber Umsatzrückgänge zu verzeichnen und Weiterbildungskosten wurden als erstes eingespart. Zusätzlich haben die Homeoffice-Situationen der Menschen nicht dazu geführt, nach Weiterbildungsmaßnahmen zu fragen.
Andere Unternehmen wiederum in ganz spezifischen Branchen haben von der Pandemie profitiert und in diesem Falle sind Beschäftigte dieser Unternehmen durch digitales Arbeiten so ausgelastet, dass eine zusätzliche Stunde in einem digitalen Format nicht mehr vorstellbar ist.
Mark Heather (MHC Business Language Training): Virtuelles Training macht mittlerweile 90 % unseres Geschäftes aus, so dass wir zwar einen kleinen Anstieg der virtuellen Schulungen verzeichnen konnten, aber insgesamt war die Schulungsbranche stark betroffen, die Nachfrage ging generell zurück. Die Pandemie hat uns gerade in der für uns sehr beschäftigten Zeit (März – Juni 2020) getroffen. Allerdings hat sich dann der Markt beruhigt und einige Unternehmen haben in der zweiten Jahreshälfte den Mitarbeitern z.B. in der Kurzarbeit Weiterbildungsbudgets und Zuschüsse freigestellt.
Mag. Alexander Koran (The Language Company): Ja, die virtuelle Nachfrage war viel stärker, die generelle Nachfrage war geringer.
Wie sehen Sie die Zukunft des Sprachtrainings?
Mag. Walter Grubanovitz (Mind&more): Die zukünftige Entwicklung des Sprachtrainings geht sicher in Richtung „Trainings-Mix“. Das bedeutet, dass das Sprachtraining einerseits virtuell und andererseits im Präsenztraining abgewickelt wird. Das ist der ideale Weg, um alle Bedürfnisse eines effizienten Sprachtrainings abzudecken.
Mag. Kerstin Keuschnig (SPIDI): Wir stellen fest, dass durch Homeoffice und getrenntes Arbeiten der soziale Aspekt immer mehr vermisst wird.
Firmen buchen neuerdings Englischkurse als „social digitalisation“ – wir kommen zusammen aber reden nicht über geschäftliche Themen wie vorher. In diesem Kurs haben wir Spaß als Team, wir lachen miteinander, machen ein Quizlet und haben mal Zeit zum Small Talk. Das in unterschiedlichen Sprachen bringt Mitarbeitende und Unternehmen in ihrer Kompetenz massiv weiter.
Business-Language-Trainings | Zukunfts-Trends
Die Gesprächspartner
Mag. Walter Grubanovitz mind & more Sprachtraining Mark Heather MHC Business Language Training GmbH Dr. Sabine Weiß Berlitz Austria GmbH Mag. Kerstin Keuschnig SPIDI Friedl & Partner Mag. Alexander Koran The Language Company Sprachinstitut GmbH |