Wenn ich Vertreter von Trainings-Instituten interviewe, stelle ich oft fachliche Fragen oder auf auf der Meta-Ebene „worauf legen Sie in der Weiterbildung Ihrer Teilnehmenden besonderen Wert“. Heute aber geht’s weder ums Fachliche noch um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Heute geht’s um die Weiterbildungs-Institute selbst: Wie haben sie sich innerhalb der letzten 2 Jahre, in denen Covid alles so sehr dominierte, entwickelt?
Konkret frage ich jene, die Ausbildungen für Human Resources allgemein und Train the Trainer anbieten. Dadurch versuche ich, die Erfahrungswerte auf breiter Basis einzufangen. Auch Sie und ich bereits jetzt, vor dem Interview – annehmen, dass sich die Antworten tw überschneiden werden, so ist auch genau das ein wichtiges Indiz: worin decken sich die Antworten und in welchen Aspekten unterscheiden sie sich?
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Weiterentwicklung für Train the Trainer-Institute
Was haben Sie, aus Sicht eines Trainingsinstitutes (TRAIN THE TRAINER), in den letzten 2 Jahren selbst gelernt/erfahren/entwickelt?
Dipl. Soz.-Päd. Michaela Baumgartner (Group Austria – besser leben mit Bildung): Wir konnten in den letzten 2 Jahren lernen, dass viele Menschen sehr gut und aufgeschlossen auf Veränderungen und den Umstieg in das digitale Lernen reagieren können. Sobald profunde Lernkonzepte existieren, ist es möglich diese auch im virtuellen Raum umzusetzen. Es ist immer der Mensch, der das wertvollste Medium bzw. wertvollster Informationsträger ist. Wir wurden darin bestätigt, dass Interaktion im digitalen Raum stattfinden kann und unabdingbar ist. Der Kundenwunsch steht im Vordergrund. Viele haben den Wert der Effizienz im Training (im Home Office) erkannt.
Vielen kommt die Flexibilität und das Aufbrechen von alten Strukturen sehr entgegen. Es fordert das Offenbleiben anderer Lernformen gegenüber.
Wir konnten zudem in den letzten 2 Jahren maßgeblich an der Umsetzung einer Zertifizierung von TtT-Kompetenzen auf internationalem Niveau im digitalen Rahmen beitragen. Wir haben Prüfungsprotokolle und Rahmenbedingungen entworfen, die es erlauben, eine ISO-Zertifizierung online durchführen bzw. prüfen zu können.
Ina Biechl (Institut ina biechl): Wir trainieren strukturiert und prozessorientiert und vereinen damit, was in der Praxis oft getrennt wird. Häufig werden Seminare nur strukturiert und sachlich gehalten. Alles, was theoretisch erfasst werden kann, ist durchaus auch digital möglich. Wir achten darüber hinaus auf Prozesse und Gefühle in der Gruppe. Durch den direkten Austausch mit anderen fließen die vielfältigen Ressourcen der Teilnehmenden mit in den Lernprozess ein und bereichern das Ergebnis. Für uns ist das Erkennen und Gestalten von Gruppendynamik ein wesentlicher Teil der Ausbildung. Daher sind für unsere Ausbildung Train the trainer-Diplomlehrgang „trainingskompetenz®“ Präsenzveranstaltungen unerlässlich. Das hat auch dazu geführt, dass wir in den letzten beiden Jahren ausschließlich kurze Workshops mit Kleingruppen und Einzelcoachings durchführen konnten.
Harald Gallai (HeartBeat GmbH): Für unser gesamtes Trainerinnenteam war das größte Lernfeld in diesem Zeitraum der Umstieg von fast ausschließlich Präsenz-Trainings in die Welt von Zoom, Teams & Co.
Und nicht nur für uns, sondern auch für unsere Kunden. Die digitale Durchführung von Seminaren mit Menschen aus dem Handel, der Produktion, Montage und Dienstleistern deren Alltag weitestgehend ohne Computer vor sich geht war für alle nicht gerade ein Umstand wo laut „JUHU“ gerufen wurde. Trotz aller Herausforderungen lernten wir alle, dass gerade in derartigen Settings die Grundregeln für erfolgreiche Seminare auch hier gelten – ehrlicher Beziehungsaufbau, Zielgruppenorientierung, Interaktion, Spaß und die „richtige Dosis“.
… und was wir noch gelernt haben – ja, es geht fast alles online und manchmal ist das auch wirklich praktisch, aber nichts desto trotz freuen sich alle, von den HR-lerinnen, über die Führungskräfte bis zu den Arbeitern, auf „normale Seminare“ mit der Energie der Menschen im selben Raum und einer technikfreien Möglichkeit zur Interaktion und Kommunikation.
Corinna Ladinig, MBA (CTC Academy): Wir haben für eine kurze Zeit all unsere Angebot auf Online umstellen müssen. Das hat uns in Bezug auf Online-Formate und auch Blended Learning-Formate sehr nach vorne gebracht, was wir jetzt besonders gut nutzen können. Es ist eine riesiger Fundus an verschriftlichten bzw. in Videos verpackten Wissen für unsere Teilnehmer entstanden, der jetzt und in Zukunft einen großen Mehrwert bietet.
Weiterentwicklung für HR-Ausbildungs-Institute
Was haben Sie, aus Sicht eines Trainingsinstitutes (HR-AUSBILDUNGEN), in den letzten 2 Jahren selbst gelernt/erfahren/entwickelt?
FH-Prof. Dr. Christina Schweiger (FHWien der WKW): Was ich selbst jedenfalls gelernt habe: man kann es nicht allen recht machen! Vor allem in der Gestaltung von hybriden Lernwelten: die einen mögen Präsenzlehre, die anderen bevorzugen Online-Lehre, die Dritten wollen am liebsten Blended Learning oder komplexe hybride Settings. Wir haben hier versucht, für jeden Geschmack interessante Lernarrangements zu entwickeln und dabei die Komplexität möglichst gering zu halten. Kein leichtes Unterfangen, aber wir blicken durchaus auf eine steile Lernkurve zurück.
Mag. Armand Kaáli-Nagy (ÖPWZ): Im ÖPWZ haben wir in den letzten Jahren gemeinsam mit unseren Trainern sehr viel an der Didaktik und Trainingsdesign im online Bereich gearbeitet. Gerade im Erfahrungsaustausch mit den Trainerinnen, bei dem alle ihr vielfältiges Know-how eingebracht haben, konnten wir viel mitnehmen. Daraus haben sich neue Formate für unsere Kunden entwickelt. Aktuell perfektionieren wir hybride Veranstaltungen, damit die Interaktivität weiter auf einem hohen Niveau ist.
Ramona Wolfgang, MA (Business Circle): Arbeits- und Entlohnungsmodelle werden für Mitarbeiterinnen in Zukunft immer wichtiger. Jede HR-Abteilung sollte sich eine „New Pay Journey“ für den Weg zum neuen Gehaltssystem durchdenken und Prozesse nachvollziehbar abbilden.
Der Lehrgang zum HR-Business Partner von Business Circle, im Blended Learning Format vermittelt alles über New World/Work, New HR, Neue Arbeits- und Entlohnungsmodelle, Personalentwicklung, Employer Branding und Recruiting, Collaboration, Kultur & Change in der Organisation der Zukunft.
Jennifer Gerstl (GoodHabitz): Nicht nur seit der Corona-Pandemie stehen Unternehmen vor massiven Herausforderungen ihre Prozesse und Arbeitsweisen weiter und immer schneller zu verändern und zu digitalisieren. Die zunehmende Digitalisierung verändert die Art des (Zusammen-)Arbeitens in den Unternehmen und damit die Ansprüche an die Mitarbeitenden: Bei “New Work” wird immer weniger das bloße Ausführen von Vorgaben, dafür ein Mehr an Eigenverantwortung, Flexibilität, schnelle Anpassung und Kreativität verlangt. Dabei sind Fort- und Weiterbildung nur einige der Tools, die Unternehmen einsetzen können, um diese Ressourcen zu pflegen und zu fördern. Auch wir bei GoodHabitz haben anhand der Nutzungsdaten gesehen, wie sich die Art und Weise, wie unternehmensinterne Weiterbildungen gedacht und umgesetzt werden, verändert hat.
Veronika Aumaier, MAS MSc (Aumaier Consulting Training): Wir wurden zum einen in den letzten beiden Jahren als Trainer für HR und Führungskräfte Innovationsweltmeister, Organisationsprofis und IT-Nutzer mit Gelassenheitsbonus!
Ersteres, weil wir wiederholt sehr schnell neue Angebote und Formate für die stark geänderten Rahmenbedingungen aus dem Ärmel schütteln mussten, um gebucht zu werden: bspw Experteninterviews zur Home Office Situation im Frühjahr 2020, Online Seminare für Führungskräfteausbildungen im Frühjahr 2021.
Zweiteres weil wir nur 4 Teilnehmer in unseren Kleingruppenseminaren annehmen und daher sehr rasch – sprich oftmals in der sprichwörtlichen letzten Sekunde – Seminartage und ganze Seminarmodule verschieben mussten mit allen damit verbunden organisatorischen und administrativen Tätigkeiten.
Und letzteres, weil wir mit den unterschiedlichsten Online Meeting Tools auf allen Endgeräten zu hantieren lernten und dabei in jeder Lebenslage – bei jedem Wetter, an jedem (Hilfs)Arbeitsplatz, zu jeder Stunde – trotz Störungen und Ton-/Bild-/Ganzausfällen gelassen, heiter, humorvoll, geduldig zu bleiben trainierten.
Wir gehen sehr persönlich gestärkt und geklärt aus den letzten beiden Jahren hervor und wollen den erlernten, innovativen Zugang und den flexiblen Ansatz in jedem Fall weiter ausbauen, um unsere Kunden mit neuen Ansätzen und mutigen Lösungsideen zum Probehandeln und Neudenken zu animieren.
Die Interview-Partner
Die rasante Entwicklung der Ausbildungs-Institute in den vergangenen 2 Jahren
Corinna Ladinig, MBA
- Geschäftsführung
- CTC Academy OG
- Unternehmens-Profil
- www.ctc-academy.at
Ina Biechl
- Geschäftsführerin
- Institut ina biechl
Harald Gallai
- Trainer
- HeartBeat GmbH
- Unternehmens-Profil
- www.heartbeat.co.at
Dipl. Soz.-Päd. Michaela Baumgartner
- Geschäftsführung
- GROUP AUSTRIA – besser leben mit Bildung
- Unternehmens-Profil
- www.group-austria.at
Mag. Armand Kaáli-Nagy
- Geschäftsführer
- ÖPWZ Österreichisches Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits-Zentrum
- Unternehmens-Profil
- www.opwz.com
FH-Prof. Dr. Christina Schweiger
- Head of Study Programs Human Resources & Organization
- FHWien der WKW
- Unternehmens-Profil
- www.fh-wien.ac.at
Jennifer Gerstl
- Customer Success Coach
- GoodHabitz
- www.goodhabitz.com
Ramona Wolfgang, MA
- Event- & Community Managerin
- Business Circle Management FortbildungsGmbH
- Unternehmens-Profil
- www.businesscircle.at
- Geschäftsführende Gesellschafterin
- Aumaier Consulting Training GmbH
- Unternehmens-Profil
- www.aumaier.com