Heute blicke ich nicht „über den Tellerrand“, sondern werfe den Social-Media-Bereich in den Teller blicke dann von unterschiedlichen Richtungen auf den Tellerinhalt.
Blickwinkel UNTERNEHMEN
Inwieweit nutzen Sie derzeit Social Media Kanäle konkret?
Mag. Verena Irrschik (Karrieremanufaktur): Wir haben erst vor 4 Monaten mit der Nutzung von Social Media Kanälen begonnen und sind somit erst ganz am Anfang. Wir sind auf Facebook, Twitter und Xing vertreten, wobei wir uns derzeit auf Facebook konzentrieren. Es ist uns gelungen in wenigen Wochen bereits 400 Fans zu gewinnen und unser Ziel ist es in den nächsten Monaten die 1000er Grenze zu überschreiten. Wir waren überrascht wie wenig Personalberatungen derzeit auf Social Media setzen und in Facebook vertreten sind. Die meisten beschränken ihre Aktivitäten darauf die aktuellen Jobs online zu stellen und links zu teilen. Wir setzen vor allem auf einen eigenen Blog der sich mit allen Themen rund um Bewerbung, Jobsuche, Karriere, Vertrieb, Kommunikation und aktuellen Themen auseinandersetzt.
Julia Labenz (Trenkwalder Personaldienste): Wir nutzen Facebook sehr stark im Bereich Newsfeed; d.h. wir posten aktuelle Geschehnisse aus den Filialen und wollen unsere Fans in spannende Alltagssituationen einbinden. Der Content bei uns ist nützlich, aktuell, konsistent und präzise formuliert. In der Funktion „Jobsuche“ sieht man topaktuelle Jobs, die direkt von unserer Homepage auf Facebook gespiegelt werden. Weiters nutzen wir Facebook um karitative Projekte durch unseren Bekanntheitsgrad zu unterstützen und auf sie aufmerksam zu machen. Um den Traffic auf unserer Facebook Seite noch zu steigern, und unsere Fans und regelmäßigen Besucher zu belohnen, werden wir in Zukunft vermehrt auf Gewinnspiele setzen.
Blickwinkel BEWERBER
Wie können/sollten Bewerber Social Media für sich nutzen?
Mag. Verena Irrschik (Karrieremanufaktur): Fan von Wunschunternehmen werden und unbedingt in Interaktion gehen! So kann man sicher stellen, dass man nicht in irgendwelchen Datenbanken untergeht! Es gilt allerdings zu beachten WAS man auf diversen Seiten postet. Es ist durchaus in Ordnung auch einmal ein kritisches Posting zu machen – allerdings immer wertschätzend!
Katharina Wimmer, BA (ePunkt): Social Media ist eine gute Perspektive um ein Informations- und Karrierenetzwerk aufzubauen. Seriöse Profile mit korrekten Privatsphäre-Einstellungen sind daher sehr wichtig. Ein professionelles XING-Profil bringt sicher Pluspunkte. Bewerber können den Spieß aber auch umdrehen und Informationen über den Interviewpartner bzw. über das Unternehmen sammeln. Bewertungsplattformen wie Kununu geben einen guten Einblick in das Betriebsklima im Unternehmen. Spannend ist auch die Entwicklung von Recruiting Communities wie BeKnown oder BranchOut.
Blickwinkel RECRUITING
Worin liegen die Tücken von Social Media für das Recruiting?
Mag. (FH) Hermann Pavelka-Denk (Pavelka-Denk Personalberatung): Manche Personen, vor allem, wenn sie gerade offen für neue Jobs sind, stellen sich in ihren Online-Profilen besser dar, als es eigentlich der Wahrheit entspricht.
Weiters sind bei weitem nicht alle potenziellen Bewerber in der Onlinewelt vertreten. Jene, die möglicherweise nicht so viel Vertrauen in die Onlinedatenbanken stecken, die nicht so eine starke Selbstbehauptung oder ausreichend Kontaktbedürfnis aufweisen, um sich beispielsweise auf Xing laufend zu präsentieren. Mehr als 2/3 der Personen auf Xing sind im Vertrieb oder Marketing tätig. Folgend werden Sie zwar Menschen aus den Bereichen Technik, Produktion und Finanz finden, aber der Suchkanal über die Onlinedatenbank wird hier nicht ausreichend sein.
Zusätzlich sehe ich immer wieder, dass potenzielle Kandidaten auf diesen Plattformen sich oftmals gestört fühlen, wenn sie täglich ein neues Jobangebot bekommen oder noch schlimmer durch die „Erfolgssearcher“ unserer Branche von mehreren Personalberatern auf das gleiche Jobangebot angesprochen werden.
Blickwinkel ZUKUNFT
Ist Social Media ein Hype?
Katharina Wimmer, BA (ePunkt): Kann man bei mehr als 800 Millionen aktiven Nutzern weltweit auf Facebook noch von einem Hype sprechen? Social Media ist mittlerweile bei vielen Menschen ein fixer Bestandteil im täglichen Leben – und das nicht nur in der jungen Generation. Im Recruiting ist Social Media im Vormarsch, aber nicht das Maß aller Dinge. So sind Social Communities eine gute Möglichkeit sich als als „Employer of Choice“ bekannt zu machen. Man erreicht eine Bewerbercommunity, die man auf anderen Kanälen nicht erreicht hätte – hat aber eine Aufmerksamkeitsspanne von wenigen Minuten. Recruiting wird dadurch vom Monolog zum Dialog, schneller, komplexer und anspruchsvoller. Arbeitgeber sind zu Transparenz verpflichtet und auch Criticial Posts ausgesetzt. Diesen Herausforderungen gilt es sich zu stellen.
Mag. (FH) Hermann Pavelka-Denk (Pavelka-Denk Personalberatung): Social Media wird sicherlich noch einige Zeit gehypt werden, obwohl ich mir selbst schon öfters gedacht habe, dass diese Worte mittlerweile nicht mehr zu hören sind.
Es wurden neue Kommunikationswege geboren und diese etablieren sich gerade eben in unserer Gesellschaft. Es wird normal werden, dass ich über facebook potenzielle Kandidaten anspreche und mit ihnen Termine ausmache, über den Chat oder vielleicht über die neuen Möglichkeiten der Messengertechnologien. Es wird normal sein, dass die eigenen Datenbanken mit den Social Media Netzwerken kommunizieren und sich automatisch aktualisieren. Es wird in manchen Bereichen eigenartig sein, dass ein Email geschickt wird. So wie heutzutage postalische Bewerbungen fast schon antiquiert wirken (Anmerkung: Als ich 1999 im Personalgeschäft anfing, gab es zu 95% postalische Bewerbungen. Heute liegt der Anteil bei rund 3%).
Die Gesprächspartner: Ansichtssache: Social Media im Recruiting
Mag. Verena Irrschik Karrieremanufaktur e.U. |
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Mag. (FH) Hermann Pavelka-Denk PAVELKA-DENK Personalberatung |
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Julia Labenz Trenkwalder Personaldienste GmbH |
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Katharina Wimmer, BA ePunkt |
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