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Learning Journey: Digital Rwanda – Teil 2 | Eine faszinierende Reise

14Jun2023
7 min
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HR-Know-how aus der Praxis für die Praxis

Inhalt

Wer ein Thema neu denken möchte, tut das am besten, indem er aus den gewohnten Denkmustern heraustritt. Kürzlich widmete ich mich dem Thema „Digitalisierung“. In Rwanda. Im Zuge einer genialen Learning Journey.

In Rwanda versuchte ich, aus eben diesen gewohnten Denkmustern herauszutreten: ich nahm einen der Grundpfeiler meines Business (nämlich Digitalisierung) und betrachtete ihn in einer komplett anderen Umgebung, Grundvoraussetzung, Mentalität und Zielsetzung.

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Eckdaten: Learning Journey: Digital Rwanda | Veranstalter: identifire & EcoTec

Die 3 Teile des Berichts über die Reise vom mai2023:
1. Persönlicher Einblick in die Reise | ⇒ Ein Versuch, die ambivalenten Eindrücke zu ordnen 
2. Strukturiert: Firmenbesuche | ⇒ Eine faszinierende Reise
3. Strukturiert: Firmenbesuche | ⇒ Unerwartete Einblicke

Ehrlicher Weise muss ich dazusagen: auf die Idee kam ich nicht selbst. Karin Krobath (identifire) ist gelernte Geographin (wie ich!), widmet sich seit Jahren mit Feuereifer der Unternehmenskultur und ihr Herz schlägt (u.a.) für Afrika. All das verbindet sie in Learning Journeys – nach Rwanda, Nairobi und weitere Destinationen sollen folgen. Als ich davon hörte, war ich sofort Feuer und Flamme und es war klar: da möchte ich unbedingt dabei sein!

Denn: Ein Thema (in das man hineinwuchs) von Grund auf zu begreifen, neu zu denken, und aus einem unüblichen Blickwinkel zu erfahren, ist mitunter schwierig. Da man zu nah dran ist. Und da alteingefahrene Hintergründe eben wenig Nährboden für Innovation bringen, sahen wir uns Digitalisierung in einem Land an, in dem ich es per se nicht erwartet hätte.

Die Reise

Das Ganze

  • eine 4tägige Learning Journey bringt mich nach Rwanda und lässt mich eintauchen in eine wunderbar andere Art der Digitalisierung
  • + 2 Tage davor, um anzukommen, die Teilnehmenden kennenzulernen, in die Stadt (Kigali) hinein zu schnuppern
  • + 5 Tage danach, um Land & Leuten näher zu kommen, um Gorillas hautnah zu erleben und eine Safari anzuschließen.

Für mich sind alle 3 Teile wichtig, um das Land greifen zu können und sie runden den Rwanda-Besuch wunderbar ab.

Das Detail

Heute erzähle ich von den 4 Tagen Learning Journey. Die emotionale Rwanda-war-so-toll-Erzählung ging bereits online. Heute wird es ein viel strukturierterer, entschlackter Bericht – als Gegenstück sozusagen. Dabei beschränke ich mich – aus Platzgründen – auf Highlight-Unternehmen. Selbst Highlights sind zu viele, um sie in 1 Beitrag unterzubringen, daher teile ich ihn.

Achtung, Spoiler: jetzt, nach der Reise weiß ich mit absoluter Gewissheit: es war großartig!

Die illustre Teilnehmer-Runde

Es beginnt am ersten Morgen gemütlich auf der Terrasse des Hotels. Die 20 Teilnehmenden setzen sich aus sehr unterschiedlichen Hintergründen zusammen: HR, Medien, IT, Consultants – hauptsächlich aus Österreich (aber auch Deutschland und Frankreich). Diese heterogene Gruppe bietet so diverse Blicke auf das was wir hier erfahren, dass es unsere blinden Flecken etwas besser ausgleicht (auch wenn wir uns natürlich bewusst sein müssen, dass wir dennoch alle von einem westlich-europäischen Blickwinkel ausgehen).

However, heute steigen wir ein in die wirtschaftliche Realität des Landes:

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Zufrieden auf der Terrasse des Hotels

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Ein Bus bringt uns bequem zu den Companies

Krobath, Stoisser, Mutangana
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Unser Veranstalter-Team: Karin Krobath, Hans Stoisser und Aphrodice Mutangana

COMPANY VISITS

Guillaume Habarugira

In unserer Morgen-Runde treffen wir Guillaume Habarugira (CEO Cogebanque, einer wichtigen lokalen Bank). Er ist selbst Ruander, der 15 Jahre in Österreich lebte und die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen unseren Ländern erklärt.

Ein beeindruckender Mensch, der auch darüber spricht, wie der Genozid mit der aktuellen wirtschaftlichen Situation zusammenhängt und dass diese Katastrophe einen drastischen Richtungswechsel bedingte. Er sagt: In Rwanda war die Veränderung unausweichlich, denn nach dem Genozid musste sich zwangsläufig viel verändern – gesellschaftlich und wirtschaftlich. Nachbarländer, die keinen so großen Änderungsdruck empfanden und empfinden, initiieren folglich auch nicht so klare Entwicklungsschritte.

VIEBEG

VIEBEG ist ein Distributor für medizinische Geräte: Röntgen-Geräte, MRT, Behandlungsstühle für Zahnärzte, Krankenbetten, etc.

In Zusammenarbeit mit 60 internationalen Herstellern öffnet VIEBEG den afrikanischen Markt (Kenia, Kongo, Rwanda). Es ist geplant, einfache Geräte (wie zB einfache Krankenbetten) auch innerhalb Rwandas (oder zumindest innerhalb Afrikas) zu produzieren. Wichtig ist das Rundumservice mit Beratung hinsichtlich Bedarf, ideale Nutzung, Ausbildung, Finanzierung der Produkte, etc. KI-Modelle können treffsicher den Bedarf prognostizieren und auch Profitabilität erkennen.

Es ist phaszinierend, mit wie viel Herzblut Tobias Reither bei der Sache ist, wie sehr ihn – bei allem wirtschaftlichen Profit-Denken – der wirkliche Need der Krankenhäuser antreibt, wie viele Gedanken er sich macht, Hindernisse (zB die Finanzierung) aus dem Weg zu räumen.

HR-Facts:

  • Die Arbeitswoche besteht aus 45 Std, Mo-Sa (samstags bis ca 13.00)
  • 21 bezahlte Urlaubstage
  • 43 % Sozialabgaben sind vom Arbeitgeber zu zahlen, genauso wie eine gesetzliche Krankenversicherung von monatlich USD 7. Zusätzlich zahlt VIEBEG eine private Krankenversicherung für seine Mitarbeitenden (wie auch einige andere Unternehmen, die wir im Zuge dieser Learning Journey kennenlernen).
  • Die Gehalts-Spanne ist groß: zB. ein Junior-Buchhalter mit MBA-Abschluss (Tobias Reither meint: nein, dafür ist kein MBA-Abschluss nötig, doch es ist nicht unüblich, Uni-Absolventen für diese Tätigkeit einzustellen) erhält üblicherweise USD 150 netto / Monat. Bei VIEBEG sind es USD 450. In NGOs können sie auch bis zu USD 1.300 erhalten.
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Tobias Reither (rechts) von VIEBEG

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Medizinische Geräte bei VIEBEG

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Tobias Reither und sein VIEBEG-Team

Pink Mango

Pink Mango. Was so süß, unschuldig und nach perfektem Marketing-Namen klingt, ist eine Mode-Fabrik mit 4.500 Mitarbeitenden an 3 Standorten in Kigali. In Zusammenarbeit von Rwanda und China sind hier (halb-)moderne Fertigungsstraßen aufgebaut.

Sehr beeindruckend und sehr unerwartet hier in Rwanda.

Die Kleidung wird ausschließlich für den europäischen und Nord-Amerikanischen Markt produziert.

Kindergarten: 20 Kinder von Mitarbeitenden können hier kostenfrei den Kindergarten besuchen. Aufgrund von hohen staatlichen Auflagen, ist es ihnen aktuell noch nicht möglich, mehr Kinder aufzunehmen (eine Ausweitung wird angestrebt). 

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Vision: High-Income-Country by 2050

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Rwandas strength

HR-Facts

  • 500 Mitarbeitende
  • 46 Std-Woche
  • 1 Schicht
  • Überstunden werden doppelt bezahlt
  • Arbeitende verdienen 70.000/Monat (rund € 70) als Einstiegsgehalt, erfahrene Arbeitende 200.000.

Pink Mango hatte während des Covid-Lockdowns eine Sondergenehmigung, dennoch zu arbeiten. In dieser Zeit wuchs das Unternehmen von 300 auf 4.000 Mitarbeitende.

Diese Art der Produktion ist neu in Rwanda und Mitarbeitende mit den entsprechenden Skills sind nicht zu finden (kaum jemand von ihnen arbeitete je zuvor an einer Nähmaschine, niemand kam mit dieser Art an Massenproduktion in Verbindung). Folglich wurden standardisierte Schulungsprogramme initiiert.

Asantii

Asantii ist ein Schwester-Unternehmen von Ping Mango. Produzuiert wird eine Qualitäts-Schiene, bei der 80 % der Stoffe aus Afrika kommen. Hier ist die Slow Fashion zu Hause.

14 Designer aus 12 afrikanischen Ländern nutzen hier die Produktionslinien. Sie haben ihre eigenen Marken – dennoch werden ausschließlich Designs umgesetzt, die der Corporate Linie von Asantii entsprechen.

HR Facts:

  • Mitarbeitende erhalten 1 Mahlzeit am Tag
  • Weibliche Mitarbeiterinnen erhalten Damen-Hygiene-Produkte kostenfrei
Pink Mango

Pink Mango

Pink Mango

Produktions-Straße

Pink Mango

Aude Bisserbe zeigt die aktuelle Asantii-Kollektion

Zipline

Ein geniales Unternehmen: Zipline fliegt mit Drohnen Medizin-Produkte zu entlegenen Krankenhäusern. Die Blutkonserve oder wasauchimmer wird in die Drohne geschnallt, diese kommt auf eine Abschussrampe, saust weg, fliegt direkt zum End-Krankenhaus, lässt die Ware dort fallen (das Krankenhaus ist informiert und nimmt die Lieferung auf)  …. und kommt nach abgeladener Ware wieder zurück … kommt angebraust, hakt sich in ein Seil, wird abgefangen, et voilà, da isse wieder.

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Vision: High-Income-Country by 2050

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Rwandas strength

Das Ganze geht aber auch genauer … wenn’s euch interessiert:

Zipline ist eines jener Unternehmen, die als proof of concept dienen: Ein Investor aus den USA wollte ein Konzept auf Machbarkeit prüfen, verbessern und für den eigenen Markt fit machen, bevor es im Heimatland eingesetzt wird: Drohnen, die Güter in entlegene Gebiete fliegen. In Rwanda waren diese Güter im ersten Schritt: Blutkonserven in entlegene Krankenhäuser fliegen.

Mittlerweile besteht Zipline seit 7 Jahren und expandierte auch nach Ghana, Kenia, Elfenbeinküste, Japan und eben in die USA. Hier in Rwanda deckt es 90% des Landes ab (ausgenommen sind Nationalparks und militärische Gebiete).

Es ist 16.00 und heute wurden bereits 145 Flüge durchgeführt, laufend starten und landen weitere Drohnen. 18 Drohnen sind gerade in der Luft, im Kontrollzentrum (ein unspektakulärer, 15 m² großer Raum) werden alle überwacht.

Die geflogenen Produkte sind immer noch im Medizin-Sektor angesiedelt und erstrecken sich mittlerweile zusätzlich auf Medikamente, etc. Im Lagerraum sehen wir Kühl- und Tiefkühlgeräte, in denen zB. gefrorenes Blutplasma, Medikamente, alle Blutgruppen, etc. kleinlich genau auf Kühl- und Reinlichkeitsstandards gelagert werden.

Eine Drohne kann bis zu 1,7 kg tragen, es wird in standardisierte Boxen gesteckt, in die Drohne gelegt, diese wird abgeschossen, fliegt zum Zielort, lässt dort aus ca 3 m Höhe das Päckchen mit einem kleinen Fallschirm auf den Boden fallen und dreht ohne zu landen wieder um. Zurück bei Zipline steuert die Drohne auf eine waagrechte Leine zu, hängt einen kleinen Haken am Heck ein, wird dadurch abgefangen und die Mitarbeitenden können sie von der Leine pflücken.

Ein beeindruckendes Unternehmen, dynamisch, professionell.

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Zipline in Muhanga, Rwanda

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In Kühl- und Tiefkühl-Schränken werden …

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… Blutkonserven etc. gelagert

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Ohne zu landen wirft die Drohne ihre Lieferung mittels Fallschirm ab.

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Von hier aus wird die westliche Hälfte des Landes beflogen

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Halte immer nach Drohnen Ausschau.

Rural Area

Das Unternehmen liegt 1 Std außerhalb von Kigali. Wir fahren über zahllose Hügel, durch kleine Ortschaften, verstreute Siedlungen. Es wird Mais angepflanzt, Bananenpalmen, Maniok, Süßkartoffel, Ziegen hängen an kurzen Leinen. Auch hier am Land ist es sauber und gepflegt, wenn auch zunehmend mehr rot-erdige Straßen zu sehen sind. Die Hauptstraße ist makellos asphaltiert, made by Strabag (spannend! doch wir konnten das Konzept nicht näher hinterfragen). Am Rückweg wird es nass, es ist eben doch noch Regenzeit. Bisher machte sich die Regenzeit ausschließlich durch wunderbare Wolken bemerkbar, die jedes Foto plastischer erscheinen lassen.

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Rwanda – das Land der 1ooo Hügel

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Feldarbeit ohne Maschinen oder Tier-Einsatz

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Countryside

To be continued …

… um den Beitrag nicht übergebührend lang werden zu lassen, teile ich ihn lieber.

Fotos: © Eva Selan & einige aus der Teilnehmergruppe

Learning Journey: Silicon Savannah

Wer Gusto bekommen hat, kann schon mal mit einer ähnlichen Reise nach Nairobi liebäugeln:

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